Mittwoch, 7. April 2010





COMICART. Bistro, Alte Kaserne Winterthur, 4. Mai 2010

Wo sich Fernsehbäuche und Nacktwanderer tummeln
Die Linie ist zentral in der Arbeit von Hansjörg Rekade: Die schwarze Linie, die Umrisse formt, Augen aufreisst, die Sequenzen begrenzt und durch die Dichte von Formen und Farben führt. Die schwarze Linie gibt der Cartoonist und Grafiker Rekade auch in seiner künstlerischen Arbeit nicht auf. „COMICART“ nennt er deshalb seine Zeichnungen, weil er sie in einem Bereich zwischen Kunst und Comic ansiedelt. In der Ausstellung im Bistro der Alten Kaserne Winterthur zeigt Hansjörg Rekade mehrere Werkgruppen, deren Bandbreite sich von erzählerischen schwarzweissen Bildfolgen bis zu hin zu dichten, bunten Acrylbildern erstreckt. In allen aber wimmelt es von seltsamen Figuren mit Bäuchen in Form von Fernsehern oder mit Köpfen, aus denen Palmen wachsen. Rekades Zeichungen und Malereien entstehen spontan, direkt auf dem Papier. Aus der einen Figur wächst die nächste, die Bildkomposition entwickelt sich während des Zeichnens. Strukturen schaffen die Linien. So gibt es Blätter, die in Sequenzen aufgeteilt sind und aus deren Bildfolgen sich eine Geschichte vielleicht mehr erahnen, als ablesen lässt. Ohne Text und in den einzelnen Bildern eher andeutend als erzählend, lassen sie dem Kopfkino der Betrachter einen weiten Spielraum. Der Spass an der Kreation von immer wieder neuen Figuren, spricht aus allen Arbeiten des Schweizer Künstlers. So lässt er etwa auch in seinen Acrylbildern „Nacktwanderer" im Alpstein marschieren und in einer weiteren Zeichnungsserie scheint er gar sein ganzes Repertoire an absurden Figuren auflaufen lassen zu wollen. Da stehen sie, die „COMICART-Figuren“, dicht gedrängt, und trotzdem jeder in seiner Linie und starren die Betrachter aus rollenden und manchmal auch aus hohlen Augen an.